In Fällen, bei denen die reine Sichtkontrolle keine Gewissheit über die Standsicherheit eines Baumes liefert, zum Beispiel einer mit dem Leberpilz (Fistulina hepatica) befallenen Eiche, setze ich mit dem Schalltomographen modernste Diagnosetechnik ein. Bereits während des Studiums arbeitete ich mit diesem Schalltomograph und konnte so umfangreiche praktische Erfahrung im Umgang mit Baumdiagnosegeräten erlangen.
Ältere Diagnoseverfahren arbeiten mit tief in den Stamm eindringenden Bohrnadeln. Hierbei werden bei Pilzbefall vom Baum gebildete Demarkationslinien, welche ein Ausbreiten des Pilzes hemmen, durchbrochen, sodass der Befall schnell fortschreiten kann. Zudem liefern solche Verfahren nur ein eindimensionales Bild des Zustandes entlang des Bohrkanals. Der Schalltomograph arbeitet demgegenüber völlig verletzungsfrei und liefert, ähnlich einem Computertomograph beim Menschen, ein Schnittbild des gesamten Stammes. Sogar eine dreidimesioale Wiedergabe bei Messungen in unterschiedlichen Höhen ist möglich!
Das Messprinzip des PiCUS® Schalltomographen beruht auf den unterschiedlichen Schallleiteigenschaften von gesundem und krankem Holz. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass gesundes festes Holz den Schall besser, sozusagen „schneller“ leitet als krankes Holz oder gar Luft.
Um die Schallleitwerte eines Baumes zu bestimmen, werden bei einer Messung mit dem PiCUS® Schalltomographen präzise Laufzeitmessungen von manuell erzeugten Schallimpulsen durchgeführt.
Unter Zuhilfenahme der Geometriedaten werden Schallgeschwindigkeiten zwischen den Messpunkten bestimmt. Diese Geschwindigkeiten werden nach bestimmten Kriterien miteinander verglichen. Durch Überlagerung der Geschwindigkeiten aus den einzelnen Messungen werden die Schallleiteigenschaften für den gesamten Stammquerschnitt ermittelt.
Im PiCUS® Auswerteprogramm werden unterschiedlichen Schallleiteigenschaften über den Stammquerschnitt durch unterschiedliche willkürlich gewählte Farben dargestellt. Dabei kennzeichnen dunkle Farben (schwarz und Brauntöne) Gebiete mit hoher Schalllaufgeschwindigkeit – also gesundes Holz. Signalfarben (violett, blau bis hellblau) weisen Gebiete mit geringer Schalllaufgeschwindigkeit aus – also defektes Holz oder Luft.
Der PiCUS® Schalltomograph besteht aus 6 Messmodulen, die mit Hilfe eines Riemens am Baum befestigt werden. Die Schallsensoren selbst werden über dünne Nägel oder Schrauben akustisch an das Holz angekoppelt. Die Nägel werden durch die Borke getrieben und auf den ersten Jahrring platziert. Auf diese Art wird die schalltote Borke des Baumes überwunden, ohne dem Baum signifikante Verletzungen zuzufügen.
Während einer Schallmessung werden an jedem Messpunkt manuell Schallsignale eingekoppelt. Die Sensoren zeichnen die Laufzeit der Schallsignale auf. ([GÖCKE, L.; GUSTKE, B.; RUST, S. (2009): PICUS Schalltomograph, Eigenverlag argus-electronic, Neu Gersdorf, 86 S.] Mit freundlicher Genehmigung von argus-electronic.)